Am 9. September gedenken wir zum 7. Mal
der Seligsprechung unserer
Gründerin Mutter Alfons Maria. Ihr Fest
verbindet alle drei Kongregationen, die aus
der Gründung der sel. Mutter Alfons Maria
hervorgegangen sind, in besonderer Weise.
Feste helfen uns, aus dem Alltag ein wenig
herauszutreten, innezuhalten und uns neu
auf das Wesentliche unseres Lebens,
auch unserer Lebensform zu besinnen.
Als Pilgerinnen der Hoffnung sind wir heuer
im Heiligen Jahr unterwegs. Das Heilige Jahr
2025 kann der Kirche wieder ihre Sendung
in der Welt deutlich machen.
Alle sind wir eingeladen, „die Hoffnung
wieder aufleben zu lassen“ und auch
„Zeichen der Hoffnung“ zu setzen, so Papst
Franziskus in der Verkündigungsbulle
des Hl. Jahres.
Wir bieten Ihnen eine Reflexion darüber,
wie die selige Alfons Maria die Hoffnung
in ihrem Leben gelebt hat.
Die Tugend der Hoffnung der seligen Alfons Maria
„Der Himmel ist nicht leer!“ (so schreibt Benedikt XVI. in seiner Enzyklika über die Hoffnung
Spe salvi, 5). Dort sind Menschen, die ihre Hoffnung auf Jesus Christus gesetzt haben.
Das Leben eines Christen soll von Hoffnung erfüllt sein. Christen „haben eine Zukunft: Nicht,
dass sie im Detail wüssten, was sie erwartet, aber allgemein wissen sie, dass ihr Leben nicht
im Leeren endet. Nur wenn wir die Zukunft als etwas Positives betrachten, wird auch das Leben
in der Gegenwart für uns erträglich. Wer Hoffnung hat, lebt anders, kann anders leben, weil ihm
neues Leben geschenkt wurde und er weiß, dass alles, was ihm begegnet, einen Sinn hat
(vgl. Spe salvi, 2). „Ein wahrer Christ ist niemals traurig, auch wenn er den unterschiedlichsten
Prüfungen ausgesetzt ist“ (Benedikt XVI.: Botschaft zum 24. Weltjugendtag).
Was ist Gegenstand unserer Hoffnung? In der Definition des Katechismus der Katholischen Kirche
(KKK) über die Hoffnung heißt es: „Die Hoffnung ist die Tugend, durch die wir das Himmelreich und
das ewige Leben als unser Glück begehren, wobei wir unser Vertrauen auf die Verheißungen Christi
setzen und uns nicht auf unsere eigenen Kräfte verlassen, sondern auf die Hilfe der Gnade
des Heiligen Geistes“ (KKK 1817).
„Die Tugend der Hoffnung entspricht dem Verlangen nach Glück, das Gott in das Herz jedes
Menschen gelegt hat“ (KKK 1818).
Das Verlangen nach Glück, und zwar nicht nach dem Glück, das die Welt bietet, sondern
nach dem wahren Glück des Menschen, können wir bei der seligen Alfons Maria schon seit ihrer
frühen Jugend beobachten.
Sie setzt ihre Hoffnung ganz und gar und vorbehaltlos auf Gott. Ihre Haltung des vertrauensvollen
Hoffens drückt sie gewöhnlich in Gebeten aus. Schon als kleines Mädchen bittet die kleine
Elisabeth vertrauensvoll um die Gnade, alles zu vermeiden, was Gott beleidigt oder Sünde ist:
„Mein Jesus, du wirst doch nicht zulassen, dass ich dich schwer beleidige?“ Ständig drückt sie
den Wunsch aus, heilig zu werden: „Jesus, du wirst mir doch helfen, heilig zu werden?“ Aus ihrer
Autobiografie kennen wir viele solcher Äußerungen, insbesondere aus der Zeit, als Elisabeth
krank war: „Jesus, ich möchte vor allem deiner Gnade treu bleiben. Du bist meine Stütze,
ich setze mein Vertrauen in dich.“ Hier können wir die Gewissheit erkennen, mit der Elisabeth
sich an Jesus wendet. Diese vertraute Gewissheit ist ein charakteristisches Merkmal der Gebete
von Elisabeth (später Mutter Alfons Maria). Als Oberin bittet sie den Herrn ständig,
„ihr das notwendige Licht für die Erfüllung ihrer Pflichten zu geben“.
Pfarrer Reichard betont in seinen Schriften die vertraulichen Gespräche, die Mutter Alfons Maria
ständig mit dem Herrn führt: „Bei jeder Angelegenheit, die sie zu klären hat, bittet sie
um Gottes Hilfe und legt sie als ihre persönliche Bitte vor. Sie zeigt ihm ihre Schwäche
und Unwissenheit...“ Wenn sie Besucher empfangen, Postulantinnen anleiten oder etwas im Kloster
regeln muss, sagt sie mutig zu ihrem Göttlichen Bräutigam: „Mein lieber Jesus, tu es selbst!
Du weißt, dass ich nichts vermag. Es ist deine Angelegenheit!“ Ihre Unterweisungen
an die Schwestern und Novizinnen sind voller Anweisungen zu Vertrauen und Hoffnung:
„Setzt all euer Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes und die Verdienste Jesu Christi,
unseres Göttlichen Erlösers.“ Sicher kennen wir mehrere Ereignisse aus ihrem Leben,
in denen die selige Alfons Maria ihre Hoffnung voller Vertrauen in Gott setzte und um Gottes
Eingreifen bat, als das Kloster in finanziellen Schwierigkeiten war. Und die Antwort kam immer.
Das Bittgebet selbst ist ein starker Ausdruck der Hoffnung, da es auf dem Vertrauen beruht,
dass Gott dem Menschen helfen und ihm die Gnaden des kommenden Reiches Gottes
schenken kann.
Was die selige Alfons Maria auf ihrem langen Weg des spirituellen Lebens als wesentlich
erkannt hat, nämlich Jesus ähnlich zu werden und von seinem Geist durchdrungen zu sein,
empfiehlt sie auch uns, ihren Töchtern, als Grundlage unseres Glaubens, unserer Hoffnung
und unserer Liebe.
Wenn sie über das Gebet sprach, drückte sie immer ihren inneren Wunsch aus, vor Jesus
zu stehen und „seinen Namen den ganzen Tag zu preisen und zu loben“. Und diese Botschaft
ihrer inneren Haltung vertraut sie auch uns, den Schwestern vom Göttlichen Erlöser, an.
Der zentrale Teil der Ersten Regeln lautet: „Der Geist der Töchter des Göttlichen Erlösers muss
der Geist Jesu Christi, ihres Gottes und Vorbilds, sein. Nach diesem Vorbild müssen die Mitglieder
des Ordens ihr äußeres und inneres Leben gestalten. Ja, der Geist Jesu soll sie ständig und
so stark beleben, dass er sich in ihrem ganzen äußeren Dasein zeigt und – wie der Apostel sagt –
das Leben Jesu in ihrem sterblichen Leib erkennbar wird“ (vgl. 2 Kor 4,11).
Sicherlich hat Pfarrer Reichard diesen Text verfasst, aber wir wissen, dass er alle Aussagen
von Mutter Alfons Maria stets getreu wiedergegeben hat. Es ist undenkbar, dass er gerade
in diesem Punkt die Gespräche, die er mit Mutter Alfons Maria über die Gründung einer
neuen Kongregation geführt hat, nicht berücksichtigt hätte. Es ist auch unvorstellbar, dass er sich
von dem entfernt hätte, was bisher den Kern der spirituellen Erfahrung von Mutter Alfons Maria
ausgemacht hat, deren spirituellen Weg er so sorgfältig verfolgt hat.
Wenn wir über die Tugend der Hoffnung der seligen Alfons Maria sprechen, können wir sagen,
dass die Grundlage ihrer Hoffnung Gott war, der ein menschliches Antlitz hat und die Menschen
bis zum Äußersten liebt. Einen besonderen Platz in ihrem Herzen hatten die Armen, Kranken,
Verlassenen und alle, die Hilfe brauchten. Genau das wollte Mutter Alfons Maria uns mit ihrem
Leben zeigen, indem sie bezeugte, dass das Reich Gottes dort ist, wo Gott geliebt wird und
wo uns seine Liebe berührt, wo wir seine Liebe erfahren und wo wir diese Liebe erwidern.
Es ist Jesus Christus und seine Liebe, die sich durch das Opfer am Kreuz für jeden Menschen zeigt.
Die selige Alfons Maria sagt uns nicht nur, wie wir Jesus nachfolgen sollen, sondern zeigt es uns auch.
Wir dürfen uns nicht ausschließlich auf die erste Bedeutung des menschlichen Nacheiferns
beschränken, nämlich „den Weg Christi zu gehen“ oder „dem Beispiel Christi zu folgen“.
Wir könnten in die Gefahr geraten, uns mit der äußerlichen Beziehung zwischen Jesus und denen,
die ihn nachahmen oder ihm folgen wollen, zufrieden zu geben. Der Text geht über die Bedeutung
hinaus und sagt, dass die Schwestern vom Göttlichen Erlöser „ihr äußeres und inneres Leben
nach diesem Vorbild gestalten müssen“. Dabei geht es darum, dass sie ihr geistliches Leben
nach dem Leben Jesu Christi gestalten und in Übereinstimmung mit der Lebensweise und
dem Handeln Jesu leben und dabei eng mit ihm verbunden sind. Der Text fährt fort und geht
im eigentlichen Sinne des Wortes auf eine mystische Ebene über: „Der Geist Jesu soll sie ständig
und so stark beleben, dass er sich in ihrem gesamten äußeren Dasein zeigt und – wie der Apostel
sagt – das Leben Jesu in ihrem sterblichen Leib offenbar wird.“ Der Geist Christi wird so zur aktiven
Grundlage des geistlichen Lebens, des Verhaltens und Handelns. In diesem Sinne steht das Zitat
aus Gal 2,20 in voller Harmonie mit dieser Vorstellung: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt
in mir.“ Man könnte es so ausdrücken: Nicht mehr mein Geist durchdringt mich, sondern
der Geist Christi durchdringt mich. Es ist nicht mehr mein Geist, der mein Handeln durchdringt,
sondern der Geist Christi durchdringt mein Handeln. Die Einheit in Christus beruht darauf,
dass die Schwestern vom Göttlichen Erlöser in Jesus Christus leben und dass Jesus
Christus in ihnen lebt (und wirkt).
Die wahren Sterne unseres Lebens sind Menschen, die es geschafft haben, richtig zu leben.
Sie sind Lichter der Hoffnung. Eine von ihnen ist auch die Frau des Lichtes
(wie Prof. Winling sie nennt), die selige Alfons Maria.
Warum sollten wir nicht auch zu diesen Lichtern der Hoffnung gehören?
Quellen (außer den genannten):
Raymond Winling, Frau des Lichtes
Raymond Winling, Vortrag für die Schwestern beim Generalkapitel 2006 in Oberbronn